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Update von unserem Fruchtbaumprojekt in Punjab

Liebe Baumfreund:innen,

Vielleicht erinnert ihr euch noch an unseren letzten Blog-Post aus Indien, in dem wir unser Pilot-Projekt vorgestellt haben. Jetzt ist es Zeit für ein Update: Denn wir haben das Projekt seitdem nicht nur signifikant erweitert, sondern ich, Chief Transparency Officerin Hannah, komme gerade zurück von einem spannenden Besuch vor Ort.

Unser Projekt wird in Indiens Nordwesten, in Punjab, durchgeführt, einem Staat mit ca. 30 Millionen Einwohner:innen, sehr heißen Temperaturen und wenig Wasser. In der Grenzregion zu Pakistan, rund um Abohar, ist der Großteil der Bevölkerung von der Landwirtschaft abhängig. Kleinbäuer:innen bauen auf ihrem Land vor allem Weizen und Baumwolle an, es reiht sich Feld an Feld, soweit das Auge reicht. Auch wenn der Anblick der weiten Felder etwas Romantisches hat, ist der Anbau solcher Monokulturen in zweierlei Hinsicht problematisch: Erstens haben die oft mit Pestizidnutzung verbundenen Monokulturen auf Dauer eine schlechte Bilanz in Bezug auf langfristigen Erhalt von Biodiversität und Bodengesundheit. Zweitens kommen die Bäuer:innen durch den Anbau nie aus der Armutsfalle heraus: Die finanziellen Erträge sind so gering, dass kaum einmal etwas an Geld überbleibt, das in Maschinen, Lager oder anderes investiert werden könnte und so in Zukunft mehr zu verdienen. In Bezug auf Weizen gibt es zwar einen staatlich garantierten Minimalpreis, aber auch dieser reicht kaum aus, um einen Mehrgewinn zu erwirtschaften. Bäuer:innen befinden sich also gewissermaßen in einem Teufelskreis, aus dem es schwierig ist, herauszukommen. Die Kleinbäuer:innen haben nicht genug zum Leben, und erreichen keine Verbesserung, egal, wie viel sie arbeiten.

Um diese zwei Probleme anzugehen, ist 2021 unser Projekt entstanden. Alles begann mit einer Nachricht von Yuvi, dem Sohn eines Orangenbauers in der Nähe von Abohar, der uns 2021 auf die Probleme in der Region aufmerksam machte. Seine Lösung klang so einfach wie einleuchtend: Fruchtbäume an die Kleinbäuer:innen verschenken, damit diese in die bestehenden Monokulturen integriert werden können. Diese Zwischenpflanzung verbessert nicht nur die Bodengesundheit, sondern führt zu signifikant höheren Erträgen, sobald die Bäume Früchte tragen. Warum das nicht schon jeder macht?, frage ich Yuvi. “Es gibt einfach zu wenig Wissen”, antwortet Yuvi. “Und die Setzlinge sind viel zu teuer für diejenigen, die nichts ansparen können. Jetzt Setzlinge zu kaufen, die erst in zwei, drei Jahren Früchte tragen, ist hier einfach unmöglich, dabei könnte es langfristig das Leben extrem verbessern.” 

Yuvis Vater hat schon vor vielen Jahren das Potenzial von Fruchtbäumen erkannt und mit dem Anbau von Orangenbäumen begonnen. Er konnte Yuvi und seinem Bruder eine Ausbildung ermöglichen, die ihm viele Türen öffnete. Yuvi wohnt mittlerweile in Berlin, ist aber immer noch sehr mit seiner Heimatregion verbunden und möchte dazu beitragen, die Probleme vor Ort zu verbessern. “Ich hatte das Privileg, zu studieren, und darf jetzt in Europa arbeiten. Doch Zuhause gibt es viele Probleme. Ich möchte gerne etwas zurückgeben”, so Yuvi.

Gemeinsam mit Yuvi und seinem Vater haben wir 2021 das Projekt im kleinen Rahmen gestartet und Citrusbäume an Bäuer:innen in der Region ausgegeben, begleitet von Workshops zum Thema Agroforst und dem Potenzial von Zwischenpflanzungen. Dabei war die Resonanz unglaublich und es wurde schnell klar, wie großes Potenzial das Projekt in Region hat, sowohl sozial, ökologisch als auch ökonomischen Impact zu kreieren. 

Deshalb haben wir das Projekt mittlerweile signifikant ausgeweitet: Auf dem Land von Yuvis Vater haben wir unsere eigene Baumschule implementiert, in der gerade um die 80.000 Setzlinge herangezogen werden, um irgendwann als Birn-, Pflaumen-, Orangen-, Pfirsich- oder Guavabäume Früchte zu tragen. Die Baumschule wirkt dabei wie eine grüne Oase in dem ansonsten sehr trockenen Staat. Alles geschieht dabei organisch und ohne Nutzung von Pestiziden, ein großer Berg an Wurmkompost am Rand der Baumschule bietet organische Masse zur Sicherung des Gedeihens der Setzlinge. 

Zudem herrscht hier reges Leben: Durch die Baumschule haben viele Menschen vor Ort eine Einkommensgrundlage erhalten, allein zwanzig Frauen arbeiten tagtäglich vor Ort. “Normalerweise haben wir nur eine Arbeit, wenn gerade Erntesaison ist”, berichten mir einige Frauen. “Jetzt aber können wir zusätzliches Geld für unsere Familie verdienen. Zudem macht die Arbeit Spaß, hier herrscht eine schöne Atmosphäre, und es ist für uns ein Ort für Austausch und Begegnung.” Das merkt man sofort, es wird viel gelacht und gescherzt. Ein anderer Bauer berichtet davon, wie die Arbeit in der Baumschule ihn aus der Depression geholt hat. Nach dem Tod seiner Frau ging es ihm psychisch nicht gut und da gerade keine Erntesaison war, hatte er keine Ablenkung. Die Baumschule gebe ihm jetzt ein Gefühl von Sinn und Teilhabe, übersetzt Yuvi. 

Ravi, der Supervisor vor Ort, schwärmt von der Arbeit. Dabei betont er, wie wichtig es ist, jetzt bereits das anzubauen, was langfristig nachgefragt wird. Birnbäume zum Beispiel tragen zwar erst nach acht Jahren Früchte, werden aber gerade zunehmend nachgefragt, da man damit natürliche Kosmetikprodukte herstellen kann, die bei Hautproblemen helfen, berichtet er. Außerdem kann man diese mit Orangenbäumen kombinieren, die schon nach etwa zwei bis drei Jahren Früchte tragen. So geschieht der Wechsel langsam und nachhaltig. Was er sich für die Zukunft wünscht?, frage ich Ravi. Dass wir das Projekt auf den ganzen Staat ausweiten, antwortet er. 

Ende 2023 werden die Setzlinge an die Bäuer:innen verteilt, nach einer Beratung zu der Frage, welche Kombination an Sorten für das jeweilige Land sinnvoll ist und auf welchen Höfen das Projekt am meisten Impact kreieren kann. In der Zwischenzeit arbeiten wir daran, das Projekt fortlaufend zu erweitern und die Baumschule zu vergrößern. Was wir aber jetzt schon sehen: Auch wenn die Bäume erst in einigen Jahren Früchte tragen, wird auf sozialer und ökonomischer Ebene auch jetzt schon großer Impact erzielt. Frauen werden gestärkt und können sich unabhängig finanzieren, Menschen erhalten Perspektive und Bildung. Der Besuch war für mich ein erneuter Beweis für die Macht von Bäumen in Bezug auf nachhaltige Entwicklung in ihrer ökologischen, ökonomischen und sozialen Dimension.

“Ich kann kaum glauben, was wir hier gemeinsam umgesetzt haben.”, sagt mir Yuvi. “Was eine Mail alles bewirken kann!” Dem kann ich nur zustimmen - und danke euch allen für eure Unterstützung. Ohne euch wären solche Projekte nicht möglich!

Von Bäumen mit Liebe, 

Hannah vom GROW MY TREE by Impact Hero Team 

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